Freitag, 5. Oktober 2007

Neu im Angebot/Neu in meiner Sammlung

Neu im Angebot (bei eBay, Versteigerungen) habe ich im Moment:
  • Art Ensemble Of Chicago
  • Till Brönner
  • Philipp Frankhauser
  • John McLaughlin
  • Frank Sinatra

Neu in meine eigene CD-Sammlung (unverkäuflich) aufgenommen habe ich:

  • Christof Lauer
  • radio.string.quartet
  • Carlos Santana & Wayne Shorter Band

Art Ensemble Of Chicago


Art Ensemble Of Chicago, Coming Home Jamaica (WEA Music, 1998)


Das Rondo Magazin über diese CD:


Das Art Ensemble besteht seit mehr als dreißig Jahren - eine Kooperative aus Free-Jazz-Zeiten, der alle Renaissancen, Revivals und Neo-Traditionalismen nichts anhaben konnten. Warum? Weil das Art Ensemble einfach anders ist: auffällig, schrill, witzig und schwer festzunageln.
Etwas Besonderes waren sie immer schon, die anfangs vier, meistens fünf, jetzt wieder vier (schwarzen) Herren Musiker. Sie lieben bunte Bemalung und exotische Kleider (ihr Trompeter Lester Bowie bevorzugt den weißen Healer-Kittel), sie bedienen ein kaum übersehbares Arsenal an Instrumenten, verspielen sich gern in Geräuschcollagen, schlagen listige Haken und setzen satirische Ausrufezeichen: Musik als ein nicht harmloser Spaß.
An all dem hat sich musikalisch wenig geändert, und doch hört man die neue Aufnahme mit anderen Ohren. Denn obwohl dieses “Ensemble Terrible” an seiner Klangkultur gearbeitet hat, wirkt es neben der Einheitssoße dessen, was Hauptstrom-Jazz heißt, heute ungewöhnlicher und widersetzlicher denn je. Also Vorsicht: Hier drohen noch falsche Noten, ungepflegte Improvisationen, Stilbrüche und astreine Quietschtöne. Hier solieren Saxofon und Trompete nicht nur gleichzeitig, sondern auch in verschiedenen Spiel- und Tonarten. Hier knallen Bebop, Kalypso, Rock ’n’ Roll und afrikanische Rhythmen ohne Airbag-Schutz aufeinander. Klischees von Reggae bis Miles werden zitiert, zerpflückt, verbogen und ausgelacht. Wer da nicht mitlachen kann, ist selber schuld.
* Hier an allerlei Saxofonen (beim Art Ensemble Of Chicago) dabei Roscoe Mitchell; 8 Tracks, Jewelcase mit Inlet
Hinweis: der Mastermind und Trompeter der Gruppe, Lester Bowie, ist inzwischen gestorben.

Donnerstag, 13. September 2007

Meg Tevelian. Neu in meinem Angebot - September 2007


Meg Tevelian, Mein Herz hat heut' Premiere - Televox Jamsession, Berlin 1942


Über Meg Tevelian ist im Internet nicht viel zu finden. Das Wenige sagt aus, daß er Gitarre spielte und der Formation Charlie & His Orchestra angehörte.

Im Folgenden Infos über dieses Orchestra:


Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 drohte auch Musikern der Einzug zur Wehrmacht oder zur Arbeit in der Rüstungsproduktion. Viele Orchester wurden aufgelöst, doch eines entstand neu. Es kaschierte seine deutsche Herkunft mit einem englischen Namen: Charlie and his Orchestra. Mit dem Bandleader Lutz Templin spielten bekannte Solisten: Willy Berking, Posaune, Franz Mück und Primo Angeli, Klavier, Walter Leschetitzky, Geige, Charly Tabor und Nino Impallomeni, Trompete, Benny de Weille, Klarinette, Meg Tevelian, Gitarre, Mario Balbo, Tenorsaxophon, Otto Tittmann, Kontrabass, Fritz Brocksieper, Schlagzeug und viele andere. Die Elite des europäischen Jazz. Gelegentlich kam Klarinettist Teddy Kleindin auf Wehrmachtsurlaub für Aufnahmen vorbei. Er war in Döberitz, in der Nähe von Berlin stationiert.


Diese CD (für deren Klang 24-Bit-Remastering-Technologie verwendet wurde) enthält 17 Tracks mit dem Kleinen Tanzorchester Meg Tevelian (darunter Grote-, Mück- und Tevelian-Titel). Sowie 6 Tracks "Kurt und Gerhard Wehner spielen...". Und zwar Wehner-, Grote- und u.a. Mackeben-Titel. Plus: Einen Bonus-Track des Kleinen Tanzorchesters Meg Tevelian: "Einmal wirst Du wieder bei mir sein" (Kollo); Vocals: Schuricke-Terzett.


S. Richter schrieb im Oktober 2002 im FonoForum u.a. diese Zeilen: "Jazz sei die Musik der Freiheit, behauptet man immer gern. Diese überzeugende CD eines Musikers, der für die Nazis geswingt hat, gibt Stoff zum Nachdenken."


24 Tracks, Text in English and German inside, 2002, Unlimited Classics/Sunny Moon

Donnerstag, 5. Juli 2007

Neu in meinem Angebot - Juli 2007



  • Die amerikanische Jazz-Geigerin Regina Carter

  • Der deutsche Jazz-Vibraphonist Florian Poser

  • Pierre Favre, der Jazz-Schlagzeuger aus der Schweiz

Regina Carter


Regina Carter - I'll Be Seeing You: A Sentimental Journey (Verve/Universal)


Das Rondo Magazin über diese CD:


Dies ist ein besonderes Album für die Geigerin Regina Carter. Sie hat es ganz zu Ehren ihrer Mutter aufgenommen, die nach langer Krankheit im März 2005 verstorben ist. Es umfasst nahezu ausschließlich Songs aus den 20er bis 40er Jahren, Material also, bei dem sie sicher sein konnte, dass ihre Mutter es in ihrer Jugend mit Begeisterung gehört hat. John Clayton hat für die Geigerin und ihr Begleittrio die Arrangements besorgt. Mit diskreter Modernität nähern sie sich dem Swingideal jener Zeit. Meist wird das Quartett um illustre Gäste erweitert. Highlights sind da die Gesangsbeiträge Dee Dee Bridgewaters oder die von Regina Carters Jugendfreundin Carla Cook. Doch verglichen mit den Instrumentaltiteln wirken sie fast etwas vordergründig. Der Kunstgriff bei den Instrumentalnummern ist die Einbeziehung eines Akkordeons. Das verleiht der Musik eine eigene Farbe und macht sie gleichzeitig im Sinne des populären Swings authentisch, vor allem wenn dann noch Paquito D'Rivera Klarinette dazu spielt.
"I’ll Be Seeing You" will keine Hard-Core-Jazz-Platte sein, und das ist auch gut so, denn so respektieren die Arrangements und das unprätentiöse Geigenspiel, das sich liebevoll und keineswegs kraftmeiernd auf die großen Swinggeiger bezieht, die Songs in ihrem ursprünglichen Duktus. Sie machen gerade die Titel, die schon so oft rücksichtslos niedergejamt wurden, in ihrem natürlichen Charme erlebbar. Die Musik ist Entertainment im besten Sinne, voller Anmut, Grazie und Würde, alles auch Beschreibungskategorien, mit denen Regina Carter ihre Mutter verbindet. Meist generieren ja edle Gefühls-Programme peinliche Musik. Nichts davon hier, die Musik ist einfach vergnüglich.
Eigenschaften:
12 Tracks. CD mit Inlet. 2006. Special Guests: Dee Dee Bridgewater, Carla Cook, Paquito D'Rivera, Gil Goldstein.

Dienstag, 8. Mai 2007

Neu in meinem Angebot im Moment:



  • Gerry Mulligan, Astor Piazolla, Summit (aus 1974)

  • Black Voices (siehe Vorstellung hier im Blog)

  • Superbassist Gerald Veasley mit seinem Album: Soul Control

Black Voices


Black Voices
Space To Breathe
Tradition & Moderne/Indigo, 1995


Jede einzelne Sängerin hätte das Handwerkszeug zur Solistin, aber besonderer Schwerpunkt der Black Voices ist die Harmonie ihrer Stimmen. Durch ausgiebige Konzerttourneen vor allem in Europa haben sie sich eine begeisterte und treue Fangemeinde geschaffen. Die fünf Sängerinnen der Black Voices sind alle in England aufgewachsen, ihre familiären Wurzeln stecken allerdings in der Karibik. Und das hört man ihrem A-cappella-Gesang an: Sie haben in ihrem Repertoire Gospels und Spirituals, afrikanische Traditionals genauso wie Reggae und Eigenkompositionen.
Schön aufgemachtes Digipack, 14 Tracks, 49.59 Minuten

Dienstag, 3. April 2007

Jacques Loussier Trio - With String Orchestra


Jacques Loussier Trio
Mozart Piano Concertos 20/23 - With String Orchestra

Telarc/In-Akustik, 2005


Jacques Loussier ist mit seinem "Play Bach"-Projekt weltberühmt und unsterblich geworden. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat er aus einer ganzen Reihe klassischer Musik anderer Komponisten als Johann Sebastian Bach (aber auch von ihm wieder) seinen typischen Easy-Listening-Loussier-Jazz gemacht.
Frank Becker im Online Musik Magazin über diese CD:
Dem musikalischen enfant terrible der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hätte es gewiß gefallen, wie hier mit seiner Musik umgegangen wird. Jacques Loussier, nach langen Jahren im Banne Bachs schließlich über Händel auch Satie, Ravel, Beethoven und Chopin aufgeschlossen, hat sich rechtzeitig zum 250. Geburtstag Wolfgang Amadee Mozarts auf dessen Musik besonnen und eine erste Kostprobe seiner Sicht auf das Werk des Genies auf einer (soviel schon hier) äußerst klangvollen CD zugänglich gemacht.
Mit den Klavierkonzerten Nr. 20 d-moll KV 466 (1785) und Nr. 23 A-dur KV 488 (1786) hat Loussier aus dem 27 Stücke umfassenden Klavierkonzert-Oeuvre Mozarts exemplarisch zwei der poulärsten ausgesucht, entstanden in Mozarts erster Wiener Zeit. Für Jazz-Trio und Streichorchester arrangiert und mit Hilfe seiner bewährten Begleiter Benoit Dunoyer de Segonzac am Baß und André Arpino am Schlagzeug, sowie einem hervorragenden Streicher-Ensemble und der Violin-Solistin Anne Gravoin hat Loussier die Stücke traumhaft und kongenial inszeniert. Immer hautnah am Original unter Beachtung von Tempi und Orchesterstimmen hat er eine einzigartige, 220 Jahre überbrückende Synthese geschaffen.
Den Jazzfreund möchte ich sehen, der hier noch Abstand von der vermeintlich strengen Klassik nimmt, die Mozart-Liebhaberin kann ich mir nicht vorstellen, die diesen eleganten Umgang mit der einzigartigen Musik ihres Idold ablehnen könnte. Loussier schafft wieder einmal tänzerisch, liebevoll, hochmusikalisch und voller sprühendem Ideenreichtum den ernsthaften Spagat zwischen historischem Original und der hohen Kunst der Jazz-Interpretation. Seinem Bassisten hat er delikate Soli auf das bauchige Instrument geschrieben, Das Ergebnis ist ein pures, pralles Hörvergnügen, glanzvoll, rhythmisch raffiniert, leichtfüßig und hinreißend swingend - schlicht in ein Wort gefaßt: köstlich.
*** 6 Tracks, 59.22 Minuten, mit Booklet

Dienstag, 27. März 2007

Ein schönes Konzert, das ich besuchte: Dikanda aus Polen (aus dem Bereich Weltmusik & Folklore - ich interessiere mich nicht nur für Jazz und Blues)..


Ein Familienmitglied von mir schoß dieses Bild beim von uns besuchten Dikanda-Konzert. Es zeigt die Dikanda-Chefin Ania Witczak, während sie singt, Akkordeon spielt und trommelt...

Donnerstag, 22. März 2007

Tri Continental


Tri Continental
Drifting

Tradition & Moderne/Indigo, 2004


C. Barnbeck im Dezember 2004 in Stereo:


Um ihr viertes gemeinsames Album "Drifting" so authentisch wie eben möglich zu gestalten, lud das kanadische Trio, bestehend aus Bill Bourne, Lester Quitzau und Madagaskar Slim, neben erlesenen Gastmusikern eine Gruppe von Freunden und Bekannten in das Bremer Alien Style Studio ein und machte aus der Aufnahme-Session kurzerhand einen knapp einstündigen Live-Gig. Kein Wunder, dass die Musiker - vom Beifall eines vertrauten Publikums angespornt - zu Höchstform auflaufen und eindrucksvoll wie expressiv ihren bunten Mix aus R&B und reinrassigem Blues mit unverkennbaren Ethno-Einflüssen präsentieren.
*** 9 Tracks, 62.05 Minuten, Digipack

Mittwoch, 21. März 2007

The Quintet Of The Year: Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Bud Powell, Max Roach, Charles Mingus


The Quintet Of The Year
Featuring Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Bud Powell, Max Roach, Charles Mingus

Dreyfus Jazz, 2004


Was für ein Quintett! Eine Super-Allstar-Besetzung, die vor über einem halben Jahrhundert miteinander jazzte. Etwa am 15. Mai 1953 in der Massey Hall in Toronto.
Francis Dreyfus hat sich schon lange verdient gemacht um den Jazz der Vergangenheit. Überall in der Welt in Archiven fördert er seit vielen Jahren Klangschätze des Jazz zutage.
Die daraus entstandene Never-Ending-Reihe mit den typischen Covers präsentiert immer wieder Verblüffendes, insbesondere auch in klanglicher Natur. Da leisten, wo's nötig ist, Dreyfus' Tonmeister und Tontechniker ganze Arbeit.
So ist über die Jahre eine Jazzmusik-Galerie der ganz besonderen Art entstanden, eine, die ihresgleichen sucht. Mit den ganz Großen des Jazz.
Dieses Digipack enthält 13 Tracks, darunter Perdido, Cherokee, Lullaby Of Birdland, I've Got You Under My Skin und natürlich A Night In Tunisia.
Die Komponisten: Gillespie, Monk, die Gershwin-Brothers, Powell, Shearing, Porter u.a.
*** Digipack, 2004

Samstag, 17. März 2007

Im Moment in meinem eBay-Angebot:

6 Auktionen

Michael Sagmeister
Trygve Seim
Ulita Knaus
Tri Continental
Quintet Of The Year, mit Dizzy Gillespie, Charlie Parker...
Tommy Schneller

Tommy Schneller


Tommy Schneller, A Heartbeat Away (In-Akustik, 2004)


Tommy Schneller ist auf dem Saxofon ein Teufel. Er kann damit alles. Schneller kommt aus der äußerst rührigen Osnabrücker Szene, die vor allem für virtuoseste (akustische) Gitarrenmusik sowie für Blues(rock) steht. Schneller mischt überregional überall mit, wo ein Super-Saxer gebraucht wird.
Und wenn er mit kleiner Combo auf Clubtour durch Deutschland geht, dann kochen überall die Hütten, wo Schneller mit seinen Jungs auftritt. Hier für diese CD hat er sein Quintett um drei Blechbläser erweitert. Und um einige Gäste. Darunter Toscho Todorovic (Blues Company), Gitarre, Gregor Hilden, Gitarre, und Rolf Stahlhofen, Gesang.
Schneller steht für feurigen, jazzigen Rhythm 'n' Blues. Diese CD enthält 13 Stücke plus einen Bonus-Track. Produziert hat Martelle.

Freitag, 16. März 2007

Ulita Knaus


Ulita Knaus
So Lost Like Peace
Minor Music, 2004


Ulita Knaus gehört zu den kritikerseits meistgelobten jungen Jazzsängerinnen der letzten Jahre in Deutschland.
Josef Engels im Rondo Magazin über dieses Album aus dem Jahr 2004:


Zu Beginn wird man erst mal schön auf die falsche Fährte gesetzt. Klangfetzen, Breakbeat-Assonanzen, stoische Sax-Auswürfe und Spoken-Word-Kaskaden weisen beim Eröffnungsstück von Ulita Knaus “So Lost Like Peace” in den fernen Norden, wo Bugge Wesseltoft und Konsorten dem Jazz mit elektronischem Erfindungsreichtum auf die Sprünge zu helfen pflegen. Doch der Ausflug dauert nur knapp drei Minuten. Was folgt, ist der Beweis, dass man keine wahnwitzigen Sound-Gimmicks braucht, um dem Jazz-Mainstream ein frisches Gesicht zu geben. "I can wait" singt Ulita Knaus programmatisch, begleitet von Klavier, Kontrabass und Schlagzeug. Das Warten hat sich für die 34-jährige Wahl-Hamburgerin mit der sachdienlich ausgereiften Technik gelohnt. Sie erkämpft sich mit ihrer zweiten Einspielung einen eigenen Platz in der Riege des Vokalisten-Nachwuchses. Ihre Stücke balancieren poppige Wendungen und instrumentale Gesangslinien geschickt aus; zudem zeigt Knaus selten gewordenen Mut zum Scat. Klug ausgewählt sind auch die Fremdbearbeitungen. Jimi Hendrix’ "Manic Depression" gerät der Sängerin im Verbund mit Sven Kerscheks Gitarre zu einem hübschen Stück Kammermusik; "When I Fall in Love" bewältigt sie im Duett mit Mischa Schumanns Klavier bravourös...
*** 12 Tracks, Jewelcase mit Inlet

Donnerstag, 15. März 2007

Trygve Seim - norwegischer Saxofonist (mit Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik)


Trygve Seim
Sangam
ECM Records/Universal


JazzEcho über Trygve Seim und dieses sein zweites Album:


Trygve Seims Solodebüt "Different Rivers" war eines der herausragenden Newcomer-Jazzalben der letzten Jahre. Der norwegische Saxophonist wurde dafür 2001 mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik geehrt und von der internationalen Presse umjubelt. Heute könnte den 33-Jährigen die Kehrseite dieses überraschenden Ruhms einholen: Die hohen Ansprüche an das "schwierige zweite Album". Seim hat seines "Sangam" betitelt.
Seim ist nicht Norah Jones, und auch nicht Jamie Cullum, er wurde vielmehr vor drei Jahren von den Medien als Star des jungen norwegischen Jazz ausgerufen. "Der ECM-Sound ist meine Ästhetik", erklärt er selbstbewußt im Info seines Plattenlabels, das ihn zur zentralen Figur der "zweiten Generation norwegischer Musiker" erklärt. Die zweite Generation der "leisen musikalischen Revolution", die ECM in den 70ern und 80ern unternahm. Und diese Revolution frißt nicht ihre Kinder.
Auch wenn Seim nach seinem überraschenden Erfolg mit dem Klischee des Jan-Garbarek-Nachfolgers zu kämpfen hatte. Seims neue CD "Sangam" erinnert nun über weite Strecken mehr an zeitgenössische Musik von Henryk Górecki und Arvo Pärt als an Jan Garbareks charakteristischen ECM-Jazz der frühen 80er Jahre. Der "nordische Schrei" ist nur ein Teil von Seims musikalischem Vokabular, mehr aber auch nicht.
Stilerweiternd hat sich auf seiner zweiten CD die Besetzung mit Frode Haltlis am Akkordeon ausgewirkt, einem Improvisator zwischen Jazz, Avantgarde und der Folktradition Norwegens. Ebenso, ist der Cellist Morten Hannisdal, Mitglied des Cikada Quartetts (mit dem Trygve Seim und seine Band The Source vor einigen Jahren auch schon ein Album produzierten) ein Genre-Grenzgänger. Starker Solist des Albums ist Trompeter Arve Henriksen, der auf "Sangam" einige überwältigende Momente hat.
Seims Arrangements heben jedoch immer wieder die Trennung zwischen Solisten und Begleitung auf, das Ineinanderblenden der verschiedenen Stimmen des Ensembles läßt Vergleiche mit den Arbeiten von Gil Evans in den 50er Jahren zu. Unterstützt wird Trygve Seim dabei auch von einem Streicherensemble, das von Christian Eggen (bekannt durch seine Arbeit mit Terje Rypdal) geleitet wird.
Mit dem Albumtitel, Sanskrit für "Zusammenfließen", artikuliert Trygve Seim, daß er sich auch von außermusikalischen Ideen hat inspirieren lassen. So atmosphärisch und eingängig es auch ist, bringt einen jedes wiederholte Anhören von "Sangam" in ungeahnte, bewegende Tiefen seines neuen Nordens. Herausragend wie auf seinem Debüt ist Trygve Seim zwar kein unbeschriebenes Blatt mehr, aber er hat noch lange nicht sein ganzes Blatt ausgespielt.


*** 9 Tracks, 69.32 Minuten, DDD, 12-seitiges Booklet, typische ECM-Ästhetik, allerdings in Grünschwarz mit Farbbildern, Jewelcase steckt in Karton-Slideschuber (was bei vielen ECM-CDs der Fall ist)